Die Kunst und die Freiheit
Ein Interview mit Michel Sicard über Jean-Paul Sartre

Die Kunst und die Freiheit
Ein Interview mit Michel Sicard über Jean-Paul Sartre

1972 hat Michel Sicard eine Studie über sein Werk an Jean-Paul Sartre geschickt, der ihm ganz am 21. Juni 1972, seinem Geburtstag und dem Tag des Erscheinens des 3. Bandes von L’Idiot de la famille. La vie de Gustave Flaubert de 1821 à 1857 eine Antwort geschickt hat. So begann eine Freundschaft.

Michel Sicard ist Professeur an der Université de Paris 1-Panthéon-Sorbonne und Schatzmeister der > Groupe d’études sartriennes. Sein Bibliographie über > Jean-Paul Sartre is eine der längsten aller Sartre-Forscher. Im Juni 2011 haben wir Michel Sicard ein Gespräch über Sartre geführt:

> Gespräch Michel Sicard – Heiner Wittmann

Kunst und Ästhetik stehen im Mittelpunkt von Sartres Gesamtwerk.(1) In diesem Gespräch erwähnten wir alle Aspekte der Ästhetik Sartres und sprechen von Kunstwerken, und von der literarischen Ästhetik, die sich einander ergänzen. Und Michel Sicard erklärt, wieso ausser der Kunst in seinem Werk, Sartre z. B. mit der Kritik der dialektischen Vernunft (1960) für uns heute noch eine immense Bedeutung hat.

Die Kunst im Werk Sartres wird auch heute noch als ein kleineres Kapitel unter anderen verstanden, von dem man nur wenig spricht, oder es ist immer noch völlig unbekanntIn Deutschland ist Sartre mehr als Philosoph oder Linksintellektueller bekannt. Seine Studien über Tintoretto sind bei uns immer noch unbekannt. Die Kunst ist aber stets im Zentrum seines Denkens ist. L’Imaginaire (1940) führt mit den Begriffen Einbildungskraft, Engagement, Freiheit und auch Verantwortung zu L’Etre et le Néant. Essai d’ontologie phénoménologique (1943) führt. Am Ende der Studie überJean Genet: Jean Genet. Comédien et martyr, in: J. Genet, Œuvres complètes, t. I., Paris 3/1952., schreibt Sartre im Kapitel « Prière pour le bon usage de Genet » « Seule la liberté peut rendre compte d’une personne en sa totalité » womit Sartre auf die Schwächen der psychoanalytischen und der marxistischen Erklärungsansätze hinweist. Darum geht es alos, die Freiheit, sie ist es, was die Arbeit des Künstlers ermöglicht, und es ist eben auch die Freiheit ohne Wenn und Aber, die der Künstler mit seiner Arbeit bestätigt und einfordert. Die Franzosen haben diesen Freiheitsbegriff kürzlich mit > “Je suis Charlie” resümiert.

Links:

> www.michel-sicard.fr
> www.ges-sartre.fr
> Weitere Interviews mit Michel Sicard

Bibliographie:

Revue obliques. n°24-25. Numéro spécial. Sartre et les arts, Nyons 1981.
Revue obliques. n°18-19.Sartre et les arts, Nyons 1979.
(1) H. Wittmann, > L’esthétique de Sartre. Artistes et intellectuels, traduit de l’allemand par N. Weitemeier et J. Yacar,
Éditions L’Harmattan (Collection L’ouverture philosophique), Paris: L’Harmattan 2001.
H. Wittmann, Sartre und die Kunst. Die Porträtstudien von Tintoretto bis Flaubert, Tübingen: Gunter Narr 1996.

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