Jean-Paul Sartres existentialistische Subjektivität – revisited
Im Zentrum einer Tagung, die vom 15.-17. September 2023 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Zusammenarbeit mit der deutschen Sartre-Gesellschaft stattfindet, steht die Subjektphilosophie von Jean-Paul Sartre. Ausgangspunkt ist die Frage, inwiefern Sartres Verständnis von Subjektivität in der Gegenwart noch überzeugt. Wenn derzeit jegliche Form des Essenzialismus auf Ablehnung stößt, spricht dies für die Aktualität des Existentialismus, denn für Sartre – heutzutage eine beliebte Redewendung – erfindet sich das Individuum fortwährend neu.
Ein Außenseiter war Sartre allerdings schon in der Philosophie des 20. Jahrhunderts mit ihrem Wechsel vom Subjekt- zum Sprachparadigma. Bereits bei den gleichaltrigen französischen Phänomenologen Merleau-Ponty und Lévinas ist die Rezeption eher ablehnend, und erst recht gilt dies für das poststrukturalistische und postmoderne Denken. Die berühmte Parole vom Tod des Subjekts richtet sich genau genommen an Sartres Adresse, denn kein anderer Philosoph der Gegenwart spricht dem Individuum eine vergleichbare Relevanz zu.
Kommt es in der Philosophie nach Sartre wirklich zu einem endgültigen Bruch oder lässt sich nicht zugleich trotz aller expliziten Abwehrgesten ein untergründiges Fortwirken entdecken? Für Letzteres sprechen vereinzelte Beispiele: So hat etwa Erik Michael Vogt einen Widerhall Sartres bei Foucault und Derrida ausfindig gemacht und Manfred Frank zu zeigen versucht, inwiefern Sartres Denken die sprachanalytische Debatte um das Selbstbewusstsein zu bereichern vermag.
Für die Tagung sind Beiträge erwünscht, die eine Diskussion von Sartres Subjektbegriff auf der Grundlage eines Vergleichs mit konkurrierenden Subjektkonzeptionen aus den verschiedenen Strömungen der Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts vornehmen. Wir freuen uns auf interessante und relevante Einsendungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Qualifikationsstufen. Die Tagungssprache ist Deutsch; für die einzelnen Beiträge sind max. 45 Minuten vorgesehen: 30 Minuten Vortrag, 15 Minuten Diskussion. Geplant ist außerdem die Veröffentlichung eines Sammelbandes.
Bitte senden Sie Ihre Vorschläge für einen Vortrag in Form eines Abstracts (max. 500 Wörter) bis zum 01. März 2023 an folgende Adressen: jens.bonnemann@uni-jena.de und cc: nl@sartre-gesellschaft.de. Weitere Auskünfte erteilt Ihnen PD Dr. Jens Bonnemann
(jens.bonnemann@uni-jena.de).
12.1.2023